1. Platz in "24-hours of Boyne"
Yee-haw, gewonnen - und zwar ziemlich imposant. Details:
Samstag: 12 Uhr
Bei ungewissen Wetterverhaeltnissen gings los, Vorderrad in der Hand und kurzer Sprint zum Rad. Schnell das Rad montiert und los auf den 14.5 km langen Kurs der ca. 300 Hoehenmeter hatte.
12:49 Uhr:
Erste Runde ist fertig. Ganz schoen flott. Ich Rolle durch's Timing-Zelt und der Sprecher laesst alle Zuschauer wissen "Nummer 231 - Alex Dolpp - grandiose Leistung vor zwei Wochen mit einem 2. Platz in Pando". Alle Klatschen und jubeln - ich streck die Arme in die Hoehe (zum Glueck hab ich das mit freihaendig fahren im Griff), jubel auch, und starte die zweite Runde.

Die Start-Ziel Gegend: Links sind Boxen, rechts das Zeitnahme-Zelt
13:30 Uhr:
Regen started, wird immer heftiger und nach kurzer Zeit steht alles unter Wasser. Die Schuhe schmatzen beim Treten und in die Nase fliegt Matsch vom Vorderrad.
15 Uhr:
Regen stoppt, der Trail faengt an zu trocknen. Trotzdem alles klatschnass und matschig.
17 Uhr:
Hab riesig Hunger, hab wohl anfangs nicht genug gegessen. Fuehl mich als ob ich keinen guten Rhytmus finde, obwohl ich die letzten 3 Runden konstant gefahren bin, die Zeiten liegen innerhalb einer halben Minute (54:21 - 54:57 - 54:23). Interessant...

Irgendwann und irgendwo in den Waeldern von Boyne
18 Uhr:
Erste Pinkelpause - gutes Zeichen, ich trinke genug.
20 Uhr:
Fang mich an zu fragen an welcher Stelle ich wohl bin, bisher haben mich keine Gegner ueberholt. Ich kenne 2 Teilnehmer meiner Alterskategorie und denke sie sind meine Haupt-Konkurrenten, hab sie aber noch nicht gesehen. Muessen wohl vor mir sein.
22 Uhr:
Kevin, der mich und einige andere Solo-Fahrer unterstuetzt, hat Pasta mit Tomatensauce parakt. Sehr sehr lecker, esse nicht allzu viel, ziehe noch ne weitere Schicht Kleidung an und frag mich wie kalt es wohl heute Nacht werden wird (Antwort folgt um 4 Uhr)
Mitternacht:
Bergfest - "nur" 12 h uebrig. Es ist affig kalt, vor allem im Tal. Der erste km nach der Box ist flach und geht durch Felder. Dort ist's mittlerweile auch noch neblig, und auch wenn ich versuch noch so hart zu fahren wird's mir dort unten doch nie richtig warm. Einige male lass ich richtige Stoehner los und hoffe mich hoert niemand. Beim ersten Anstieg waermt man sich aufgrund der Steigung sofort auf, und die Jungs an der Versorgungs-Station auf der Strecke haben ein Lagerfeuer an deim wir immer vorbeiduesen.
2 Uhr:
Ich frag Kevin nach meiner Position und er will immer noch nicht raus mit der Wahrheit und haelt mich weiter hin. Fing schon vor einigen Stunden an zu fragen und er meinte nur ich soll meine Pace weiter fahren ("ride like a Diesel-engine") und ich werde das Rennen im Morgen gewinnen. Als ich in die naechste Runde starte sehe ich einen meiner Hauptgegner in (Winter)Kleidung an seiner Box. Stoppe kurz und frag ihn was los ist - sehe dass sein ganzer Koerper zittert und er meint er fuehlt sich nicht gut. Ein Problem weniger fuer mich, allerdings hat er einige Probleme....
3 Uhr:
Fetter Crash (nein, ich bin nicht freihaendig gefahren), hab ne Wurzel uebersehen an der sich das Vorderrad verhedderte. Abflug in die Buesche.
4 Uhr:
Mein Gott ist das kalt - auf den Feldern im Tal ist Frost. Dafuer ist der Himmel voller Sterne, d.h. keine Gefahr mehr dass es nochmals zu regnen anfaengt.
6 Uhr:
Die Sonne ist aufgegangen, das ist wohl der schoenste Moment bei diesen Rennen. War die ganze Nacht ueber hungrig und musste nach jeder Runde 5-10 Minuten stoppen und richtiges Essen futtern. Spaghetti, Suppe, Mango's, Bananen, Nuesse, Chips. Mal abgesehen davon hatte ich auf dem Rad jede Stunde ein "Power Gel", welches ca. 150 Kalorien hat und trinke ca. 1.5 Liter Gatorade & Wasser in 2.5 Stunden.
6:33 Uhr:
Habe mittlerweile 17 Runden hinter mir, und sehe endlich die aktuelle Ergebnis-Liste. Ich liege mit 3 Runden vor dem ersten Verfolger. Ups, viel besser als ich dachte. Zudem ist der andere Hauptgegner auch nicht mehr im Rennen. Und los gehts in die naechste Runde.
7 Uhr:
Ich fange an zu rechnen wie lange ich noch fahren muss um zu gewinnen...
kurz nach 8 Uhr:
Danke dem Kreisgymnasium Riedlingen, dass ich gelernt habe zu rechnen. Hab ausgerechnet (im Kopf, ganz ohne Taschenrechner), dass, wenn ich noch eine weitere Runde fahre, mein Verfolger mich nicht mehr einholen kann.
9:33 Uhr:
Fertig mit Runde 19. Jetzt muesste mein Gegner vor 12 Uhr 3 Runden fahren, dann koennte er mich schlagen wenn er eine weitere anhaengt (d.h. wenn er 3 Runden fahrt hat er, so wie ich, auch 19 - allerdings brauchte er laenger dafuer. Also gewinne ich. Schafft er allerdings die 3. Runde vor 12 Uhr kann er nochmals los und koennte eine 20. dranhaengen die noch zaehlt. Die Regel sagt "soviel Runden wie man vor Ablauf der 24 Stunden starten kann). Alles recht kompliziert, ich hoffe dass meine Rechnung aufgeht und gehe duschen.
10:05 Uhr:
Der Verfolger startet seine 18. Runde, d.h. jetzt musste er 2 Runden in 1:55 schaffen. No way - so fertig wie er ausschaut haut das nicht mehr hin. Ich fange an zu feiern (und koepfe ne Flasche O-Saft).
Bis Renn-Ende:
Sitze in Jeans und T-Shirt an meiner Box, und Bekannte die immer noch im Race sind haben ein grosses Fragezeichen auf der Stirn wenn sie vorbeikommen und mich rumsitzen sehen. Als sie schlisslich fertig sind und fragen was passiert ist, genisse ich zu erzaehlen, dass ich mit knapp 3 h Vorsprung meine Alterskategorie gewonnen hab.

Unsere Box mit Kevin (rechts), der uns 24 h lang unterstuetzte
Und warum war ich so faul und hab meinen Vorsprung nicht noch weiter ausgebaut?
Will mich fuer den Transalp schonen, ausserdem hat meine Archilles-Verse bei der vorletzten Runde angefanen zu ziehen - warum also sinnlos was riskieren und sich komplett auspowern? Ausserdem waren nur 2 weitere Solo-Rider in der naechsten Alterskategorie schneller, und ich bin mir ziemlich sicher, dass ich sie haette schlagen koenne. Aber wie gesagt, Transalp hat Prio 1!

Langeweile auf der Heimfahrt
Alex
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