Tuesday, April 26, 2005

Rennverlauf Trans Iowa

Kurzversion:

51 Fahrer am Start, 16 schaffen die geforderte Zeit am Checkpoint (oder fuehlen sich in der Lage weiter zu fahren), und 9 kommen ins Ziel. Gluecklicherweise bin ich einer davon und dazu noch auf Platz 3 mit nur 15 Minuten Rueckstand. Meine gesamte Zeit Fahrzeit war 23.5 Stunden.

Und hier die Details (Achtung, Bericht ist genauso lange wie das Rennen):

Um 8 Uhr morgens machen wir uns auf die Socken und tun alle so als ob wir uns auf die knapp 500 km quer durch Iowa freuen. Was fuer eine grossartige Idee das mal gewesen zu sein scheint.... egal, zu spaet, jetzt gibts kein Zurueck mehr.

Die Route fuehrte hauptsaechlich auf Schotter/Feldwegen gen Osten, der Start ist in Hawarden ganz im Westen. Vom Start weg blaest der Wind mehr als anstaendig mit ner Durchschnittsgeschwindigkeit von 35 km/h stramm vom Norden, ich liess mir nach dem Rennen sagen dass wir sogar durch Sturmboeen von bis zu 60 km/h strampelten. Das einzig Lustige am Wind war wenn man in ihn spuckte - es sah so aus als ob das Ding dann bis nach Kansas flog....

Minuten nach dem Start ergab sich sofort eine Leadgruppe mit ca. 15 Fahrern, fast alle auf Cyclo-Cross Raedern, die ein heisses Tempo vorlegten. Meine Beine fuehlten sich genial an, und bevor die Luecke zu gross wurde schloss ich lieber auf und schnuppere mal etwas Luft mit den grossen Mackern der Ausdauer-Szene. Konnte somit auch meine Strategie anwenden: Warten bis sich die Gruppe aufteilt und Leute finden die ein passendes Tempo vorlegen. Gesagt getan, und zwischen km 50 und 80 radelten wir tatsaechlich ne angenehme 8er Paceline. Aufgrund der Route und Windverhaeltnisse waren wir irgendwann nur noch 4 und schliesslich war ich sie alle los und fand mich allein in Iowas's extrem spannendem Flachland. War nicht so schlimm, zusammen zu arbeiten war eh nicht wirklich moeglich, jeder nur so kleine herausgefahrene Windschatten wurde vom Wind sofot in den Sueden gefegt.

Fuehlte mich immer noch gut und rollte kurz nach 17 Uhr in die erste und einzige offizielle Verpflegungsstation bei km 200 ein. Bisher waren erst 4 (oder 5?) andere dort, die in gemuetlicher Runde Pizze futterten - ei ei ei, da wurd ich mal neidisch. Ich hatte nen schnellen Stop, meine Kleidung und Verpflgung lag bereit vor Ort und musste nur noch gepackt werden. Erster Fahrer zurueck aufm Kurs - cooles Gefuehl.

Kurz darauf gings fuer 15 km voll in den Wind. Aua, das tut weh - vor allem wenn man versucht den Puls niedrig zu haltem um dem Magen ne Moeglichkeit zu geben in Ruhe zu verdauen. Na ja, war wohl nichts, der Magen musste warten bis zur naechsten Rechtskurve. Die ganze Zeit plagte mich zusaetzlich der Gedanke dass das Verfolgerfeld zusammen gegen den Wind arbeitet und sicher jede Sekunde auftacht - hab zum Glueck vergeblich gewartet. Nach ner Stunde endlich die Rechtskurve, und von nun an wieder nur der uebliche Kampf mit dem Wind von der Seite. Fuehlte mich gut, die Beine gingen immer noch ganz brav auf und ab und ich war ziemlich gluecklich. Ein Platten holte mich auf den Boden der Tatsachen (und Schottersteine zurueck), und als ich den flickte zog die 4er Verfolgergruppe vorbei - und ich denke ich hab immer nch Pizza gerochen. Ausserdem stoppte ein Farmer mit seinem Traktor, er bot mir sofort ein warmes Zimmer an, konnte nicht ganz verstehen warum man nachts sein Fahrrad um die Wetter faehrt - ich denke er ist mit diesem Gedanken nicht ganz allein.

Schliesslich war ich wieder aufm Rad, die Sonne ist jetzt fast komplett hinter mir verschwunden und genau vor meiner Nase ging der Vollmond auf. Ich liess die Nacht ueber die meiste Zeit mein Licht aus, der Vollmond als Funzel stellte die guten schnellen Spuren im Schotter wesentlich besser dar. Nur wenn ich ein Auto in der Ferne sah (und Iowa ist im Mittelteil so flach man sieht die Autos in 5 km Entfernung) machte ich es kurz an um dann am Ende nicht ueber den Haufen gefahren zu werden. In der Zwischenzeit liess glueklicherwiese auch der Wind etwas nach und drehte leicht Richtung Osten, d.h. etwas Rueckenwind. Yee-haw, die Durchschnittsgeschwindigkeit erhoehte sich um grandiose 1.5 kmh.

Gegen 22 Uhr kam ich in Forest City an, links an der Strasse war ein Fast Food Laden, und ich sah 4 Raeder davor geparkt. Meine Pizza-Freunde hatten zur Abwechslung mal eine Sandwich. Ich rannte nur kurz rein, fuellte etwas Wasser in meine Flaschen und war ruck zuck wieder aufm Bike und zurueck in Fuehrung. Einer der 4 - Ira, der spaetere Gewinner - machte sich hinter mir auf den Weg, fuer kurze Zeit sah ich sein Licht, dann war es wieder weg. Wunderbar - irgendwie gewoehn ich mich an das angenehme Gefuehl das Feld anzufuehren. Gesamt denk ich war ich ca. 150 km allein an der Spitze.

Knapp 3 h spaeter dann Osage, zu dem Zeitpunkt brauch ich fast 10 Minuten um einen meiner Powerbars zu essen. Zeit fuer ein ordentliches Menue, und gluecklicherweise gibts in diesem Kuhdorf doch glatt ne Tanke die nachts um 1 noch auf hat. Stell mir ein leckeres 4 Gange Menue aus Nudelsuppe, Sandwich, Donut und extra salzigen Chips zusammen. Getraenk meiner Wahl zu dem Zeitpunkt ein kalter Red Bull. Sooo lecker. Waehrend ich mir den Bauch vollhaue und mich auf die kaeltesten Stunden der Nacht vorbereit ziehen Ira und Brian - Finisher #2 - an mir vorbei.

Waehrend der Nachtetappe goenne ich mir etwas Musik, der IPod steht auf Vollgas, und bei U2's "Sunday bloody Sunday" seh ich kurz meinen Hintern vor Augen und wir er am Sonntag im Ziel wohl aussehen wird - zum Glueck verschwindet dieses haessliche Bild beim naechsten Song wieder.

Wie schon gesagt, der Wind ging etwas zurueck, dafuer wurde es jetzt bitterkalt, die naechsten Stunden gings bei unter 0 Grad vorbei an Iowa's Kuehen und frisch gepfluegten Feldern. Meine linke Hand war am Ende gegen 5 Uhr gefroren, an Schalten und Bremsen war mit ihr nicht mehr zu denken, die Fingerspitzen sind immer noch pelzig. Genug gejammert, weiter gehts, sind ja noch nicht im Ziel.

Es war frueher Morgen als ich Ira und Brian einholte, nur noch 40 km bis zum Ziel. Allerdings haben die saddistischen Raceorganisatoren alle Huegel bis zum Ende aufgehoben und ich stell fest dass ich die Pace von Ira und Brian nicht halten kann. Ist aber zu dem Zeitpunkt nicht allzu schlimm, wollte aber sicherlich den 3. Platz bis ins Ziel retten. Daher wohl alle 5 Minuten umgedreht, und jede weiter Pinkelpause ungeduldig abgewartet bis ich endlich fertig war. Niemand tauchte je am Horizont hinter mir auf.

Der gluecklichste Moment war als ich die letzte Seite der Wegbeschreibung aufschlug. Ich erwartete genau 500 km Distanz, und dann stand da doch glatt "492 km: Ziel". Das passierte 10 km vor dem Ziel, und von jetzt an wars nur praktisch nur noch ein Klacks ins Ziel in Decorah, und der letzte km war zur Abwechslung mal ein Downhill.

Das war ne ganz schoen lange Tour, und ich haette nie gedacht dass ich diese Plazierung erreichen werde nachdem ich das Feld und die bekannten Namen der Starter gesehen hatte. Ziemlich geniales Gefuehl!

Alex

Wer noch Lust hat mehr zu lesen und ein paar Bilder zu sehen einfach
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So sehen Gewinner aus: 2. Brian Hannon - 1. Ira Ryan - 3. Alex Dolpp! Posted by Hello

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